Kann man heutzutage noch mit gutem Gewissen Afghanische Windhunde züchten????

Eine kritische Betrachtung von Diotima Schäfer Zwinger el Di-tschu-rahdan

D

iese Frage bewegt mich nach 35-jähriger Züchter- tätigkeit – mit allen Höhen und Tiefen – immer mehr.

Diese urige, temperamentvolle Rasse mit ihrem großen Laufbedürfnis passt eigentlich gar nicht mehr in unsere laute, hektische, enge Welt. 

  

Sicher, wir haben den Afghanen in den letzten Jahrzehnten „handlicher“ gemacht, die Eigenwilligkeit vermindert, ihn rundherum „bequemer“ erzüchtet – und trotzdem stoßen wir in der Umwelt an, stehen in der heute so hundefeindlichen Zeit immer wieder vor völligem Unverständnis für die Bedürfnisse dieser bewegungsfreudigen Rasse. 

  

Es ist nicht nur die Kampfhundeproblematik, die so manches Hundeleben beeinflusst, sondern auch die Schnelllebigkeit unserer Zeit und die mangelnde Geduld dem Tier gegenüber. Manch einer legt sich einen Afghanischen Windhund zu – begeistert von seinem äußeren Erscheinungsbild. Wird die Pflege und Haltung dann schwierig, unbequem, werden die Hunde abgeschoben und man wendet sich – oft mit Vehemenz – einem anderen Hobby zu.

 

Farao el Di-tschu-rahdan

Europajugendsieger 1997

vorher

 

Das geht so „ruck zuck“, dass man sprachlos ist.

  

Auch wenn Ergeiz beim Kauf eines Afghanen mitmischte und der Arme auf der Ausstellung oder dem Rennen die Erwartungen nicht erfüllt, schon ist er uninteressant, er muss weg, der nächste wird angeschafft. In diesem Fall kann man nur hoffen, dass der „neue Platz“ ein idealer ist. Auch der gewissenhafteste Züchter ist nicht davor gefeit, dass Menschen – Käufer/Hundebesitzer – in Not geraten. Das geht heutzutage oft sehr schnell. Da brechen Gemeinschaften auseinander, die stabil erschienen, da verlassen sich Ehepartner gegenseitig, Krankheiten, die alles verändern treten auf, Existenzen gehen zugrunde. 

  

Ganz schnell ändern sich dann in solchen Situationen auch die Menschen, manchmal von den Betroffenen gar nicht registriert – Kinder und Tiere sind die Notleidenden. 

  

Wenn es ums Überleben geht, werden die Liebe und Verantwortung für das anvertraute Tier zweitrangig. Menschlich vielleicht sogar einigermaßen zu verstehen.

Nicht immer natürlich – Gott sei Dank – ist es nicht die Regel. Viele der Betroffenen schämen sich, den Züchter zu verständigen, damit dieser helfen könnte, so kommen diese wehrlosen Hunde oft an dubiose Stellen. 

  

Wenn man es erfährt kann man eingreifen – nicht von ungefähr füllen diese armen Kreaturen die Liste von WIN: Wie kann es sonst angehen, dass z. B. 2 Afghanen als Jungtiere im Tierheim abgegeben werden und dort fast ein Jahrzehnt „vergessen“ wurden ? (Österreich). 

  

Sicher, nicht jeder Züchter kann so ohne weiteres einen Hund zurücknehmen, zuhause ins Rudel einfügen, aber wenn man informiert wird kann man weiterhelfen, mitvermitteln. 

  

Schließlich fühlt man sich verantwortlich für das Leben des Tieres und man kennt die Mentalität seiner Hunde, weiß, wo sie „hinpassen“.  

 

Farao in der Mitte, hinten Dhukaa vorne Bihara - nach der Rettung

 

Bihara el Di-tschu-rahdan

Nebenstehend einige Fotos von unter großem Aufwand, Schwierigkeiten und Kosten mit Hilfe von Windhundbesitzern zurückgeholten Hunden. Tagelang auf der Suche – im nächtlichen Einsatz „gerettet“. Die Familie – einst ein idealer Platz mit geliebten, gepflegten Afghanen – war in Not geraten – der Mann war weg. 

  

Falscher Stolz ließ alle sofort abgegebenen finanziellen Hilfsangebote ablehnen. Als Züchter war man „außen vor“. Die Tiere in unvorstellbarem Zustand, noch 9 Monate vorher standen sie in bestem Pflegezustand im Ring.

 

 

von oben nach unten: Dhukaa el Di-tschu-rahdan vorher jung - nach der "Rettung" und 5 Monate später

 

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